Ehrlich gesagt: Ich bin wirklich in die Kommunalpolitik gestolpert. In meiner Jugend hat Politik mich nicht interessiert. Und dann habe ich über meine Arbeit starke Menschen kennengelernt, die mich fasziniert haben mit ihrem Willen, etwas zu verändern. Und mit den Möglichkeiten und dem Mut, nicht nur zu reden – sondern ihre Ideen auch umzusetzen. Verantwortung zu übernehmen.

Viele Jahre war ich stille Beobachterin, Begleiterin, Chronistin. Ich war manchmal unzufrieden, mit dem was die Politik entschieden hat. Manchmal wusste ich es besser! Manchmal habe ich gemeckert. Und dann habe ich irgendwann entschieden, das doch mal selbst in die Hand zu nehmen und mitzumischen. Weil ich nicht mehr stillsitzen und zusehen konnte. Weil Veränderungen nur kommen, wenn jemand auch dafür kämpft! Und weil man manchmal umsonst wartet, wenn man darauf hofft, dass jemand anderes für einen kämpft.

So wie bei Harry Potter. Der Zauberlehrling wartet darauf, dass jemand ihn rettet. Er ist sich so sicher, dass Hilfe kommt. Er ist kurz davor, zu sterben, als die Dementoren ihn küssen wollen. Und dann erkennt er plötzlich, dass keine Hilfe kommen wird. Dass er selbst die Dinge in die Hand nehmen muss.

Jung, weiblich, Dorfkind und völlig unpolitisch aufgewachsen - bin ich doch irgendwann in die Politik gestolpert. Heute mache ich Kommunalpolitik.

„Der einzige Weg die Zukunft vorauszusagen ist, sie selbst zu gestalten!
(Willy Brandt)

Und? Wie bin ich nun hineingestolpert in die Politik? Und warum?

Eigentlich ist das ganz einfach: Ich bin komplett unpolitisch aufgewachsen. Der Bürgermeister war mal bei uns zuhause und brachte ein Geschenk, als mein kleiner Bruder geboren wurde. Das war eine große Sache. Der Bürgermeister persönlich! Das war es aber schon wieder mit Berührungspunkten. Vorerst. Auch wenn die Frau des Bürgermeisters mir quasi das Schreiben beibrachte – in der Grundschule. Und damit einen passenden Grundstein gelegt hat.

Denn heute würde ich sagen, meine Talente liegen im Schreiben, im Wort, im Kommunizieren. Und da lag es irgendwie nahe, dass ich bei der Zeitung landete, meine ersten journalistischen Gehversuche noch während des Abiturs machte und bei einer Zeitung als freie Mitarbeiterin startete. Da war ich erst 16 Jahre alt, düste mit meinem roten Roller zu Presseterminen. Und bekam schnell einen passenden Spitznamen. Ihr dürft raten!

Meine journalistischen Gehversuche machte ich vor allem im Ebsdorfergrund. Bei ebenjenem Bürgermeister, dessen Frau mir mal das Schreiben beibrachte (was mir erst viele Jahre später klar werden sollte). Der nicht viel quatschte, sondern viel machte und mir viel erklärte. Da habe ich fasziniert gesehen, dass eben nicht nur Berlin unser Leben bestimmt. Es sind wir selbst und unsere gewählten Vertreterinnen und Vertreter vor Ort, die entscheidenden Einfluss auf unser direktes Leben in der Gemeinde haben. Ich habe gelernt, wie Kommunalpolitik funktioniert, wie Verwaltung funktioniert. Und was vielleicht auch nicht so einfach funktioniert.

Studiengebühren brachten mich zur SPD

Schließlich wollte ich auf die Uni gehen. Als erstes Kind meiner Familie habe ich überhaupt Abi gemacht, wollte studieren. Das haben meine Eltern natürlich unterstützt, so gut es ging. Ich habe selbst gearbeitet und mit meinen Texten und Fotos und mit Kellnern Geld dazuverdient. Und dann führte die hessische CDU-geführte Landesregierung die Studiengebühren ein. Für mich fast das Ende der Träume vom Studium und vom Journalismus.

Es gab zum Glück ein kurzes Zwischenspiel mit der SPD nach der Landtagswahl in Hessen – die SPD nutzte die Zeit, um die Studiengebühren wieder abzuschaffen. Es war die SPD, die mir als einfachem Mädchen vom Dorf ermöglicht hat, als erstes Kind der Familie zur Uni zu gehen. Und da beschäftigte ich mich noch mehr mit Politik und den Parteien.

Schnell war klar: Die SPD ist meine politische Heimat. Denn für die Sozialdemokratie steht im Fokus, dass alle Menschen die gleichen Chancen bekommen sollten; dass auch Mädchen vom Dorf (und viele andere) an die Uni gehen können, wenn sie möchten. Es steht aber genauso im Fokus, dass Ausbildungsberufe wichtig sind und ordentliche Löhne bringen sollten.

Ich machte mein Studium, mein Volontariat, arbeitete als Redakteurin, als Freiberuflerin, im Bereich der Fotografie und der PR. Politik verfolgte ich interessiert aber passiv. Und dann kam das Jahr 2017. Für mich ein entscheidendes Jahr. Die politische Stimmung im Land schwenkte um, in der Sozialpolitik sollte mehr drin sein. Vieles fand ich einfach nicht gerecht. Und – das steht schon in meinen Grundschulzeugnissen – wenn ich eines nicht ertrage, dann ist es Ungerechtigkeit. Das treibt mich um. Ohne Ende. Und nicht zuletzt: Immer mehr scheint mir unsere Demokratie in Gefahr.

Also was tun? Wieder auf andere warten? Klappt nicht immer…. Aber – wie kann ich selbst was machen? Ich kann ja nicht immer nur unzufrieden sein und abwarten. Wir alle müssen im Rahmen unserer Möglichkeiten für uns und unsere Gemeinschaft einstehen. Ich will meine Fähigkeiten genau hier einsetzen. Ich will verständliche Politik machen und Politik verständlich machen.

Also ging es los. Ein bisschen im Vorstand der SPD Ebsdorfergrund und bei ein paar Veranstaltungen auf Kreisebene. Naja, und dann steckte ich plötzlich mittendrin. Bei Demos am 1. Mai für die Rechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, bei Parteitagen, Diskussionsveranstaltungen und bei Planungen für Wahlkämpfe.

Und so kam dann der Juso-Vorstand dazu, später der Beisitz im Unterbezirk. Es ist engagierte Vereinsarbeit – wie in vielen anderen Vereinen auch. Manche lieben vor allem die Vereinsarbeit. In mir brannte es, ehrenamtlich mehr zu tun. Mit der Kommunalwahl 2021 kandidierte ich in der Spitzenkandidatur-Gruppe der SPD auf Platz 5 für den Kreistag, kandidierte ebenso für die Gemeindevertretung. Für beide Gremien bekam ich überwältigend viele Stimmen und unglaublich viel Zuspruch und Vertrauen von den Menschen – und viele Ideen und Aufträge mit an die Hand.

Ehrlich gesagt: Es gibt entspanntere Ehrenämter

Ja, viele Ehrenämter und Aufgaben können sicher entspannter sein. Aber erfüllender? So sehr Politik manchmal aufreibt, anstrengend ist und ich mir manchmal denke, ich könnte jetzt auch mit meiner Zeit besser im Tierheim als Katzenstreichlerin unterstützen; so sehr die Menschen in der Politik mich manchmal wütend machen, ärgern und kopfschüttelnd zurück lassen. So sehr ist Politik eben auch einfach erfüllend.

Sie ist erfüllend, wenn man mit einem einfachen Antrag dafür gesorgt hat, dass die Kinderbetreuung in der Gemeinde ausgeweitet wird. Sie ist erfüllend, wenn man dafür gesorgt hat, dass die Menschen nicht so hohe Steuern und Gebühren zahlen müssen. Sie ist erfüllend, wenn man das Leben in unserer Gemeinde einfach ein kleines Stück besser machen durfte.

Und direkt etwas verändern, mit sofortigen, spürbaren Auswirkungen für die Menschen – das kann man eben nur in der Kommunalpolitik. Und deswegen gehört ihr mein Herz.



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