Die Vereine haben geliefert und den Ball auf den Elfmeter-Punkt gelegt. Nun müssen Gemeinde und Politik den Elfer nur noch verwandeln und das Tor machen. Oder mal ohne ein Fußball-Bild gesprochen: Die Vereine haben angeboten, der Gemeinde die Verpflichtung zum Bau eines Kunstrasenplatzes abzunehmen – damit der Platz endlich und wirklich kommt und damit es schneller geht. Positiver Nebeneffekt: Es wird günstiger für die Gemeinde und damit für alle Bürgerinnen und Bürger. Dafür nehmen die Vereine aber viel Arbeit auf sich. Um was gehts? Eine kleine (nicht abgeschlossene) Geschichte zum Kunstrasen Ebsdorfergrund.

Es waren einmal… viele fußballspielende Vereine im Ebsdorfergrund mit Seniorenmannschaften, mit Jugendarbeit und mit Frauenfußball. Und die wollen seit vielen Jahren einen Kunstrasenplatz, damit sie zuverlässig und das ganze Jahr über Sport machen können. So war das schon, als ich selbst noch Vorsitzende des TSV Ebsdorf und der SG Ebsdorfergrund war. Da war allerdings die Konkurrenzsituation noch stärker und eine Einigung schwieriger.

Mittlerweile arbeiten die Sportvereine seit vielen Jahren immer enger miteinander – allein schon durch den Zusammenschluss im JFV Ebsdorfergrund. Diesen engagierten Verein für eine gemeinsame Jugendarbeit durfte ich damals als Vorsitzende mit gründen. Und die Erfolgsgeschichte heute zeigt: Das war richtig so! Mehr als 300 Kinder und Jugendliche spielen dort mittlerweile zusammen Fußball – in immer engerer Zusammenarbeit mit dem VfL Dreihausen, der noch eine eigene Jugendabteilung hat.

2013 ist die SG Ebsdorfergrund aufgestiegen. 2023 gab es dazu ein Jubiläums-Fußballspiel in Ebsdorf.
2013 ist die SG Ebsdorfergrund aufgestiegen. 2023 gab es dazu ein Jubiläums-Fußballspiel in Ebsdorf.

Aber alle Jahre wieder kommt der Winter. Mit ihm das schlechte Wetter. Und dann geht es los und ständig fällt das Training aus. Die Plätze werden gesperrt. Die engagierten Jugendtrainer müssen schauen, wo sie überhaupt noch trainieren können. Die Eltern bekommen kein zuverlässiges Sportangebot. Das Ergebnis: Immer mehr Kinder und Jugendliche wandern ab. Sie spielen dort, wo die Trainings- und Spielmöglichkeiten zuverlässiger sind, wo sie das ganze Jahr kicken können.

Sie wandern zu Vereinen ab, die einen Kunstrasenplatz haben. Und das ist eine große Gefahr für unsere heimischen Sportvereine im Ebsdorfergrund. Wer weg ist, kommt oft nicht zurück. Den Vereinen fehlt der Nachwuchs. Sie kämpfen ums Überleben. Und mit den Sonntagen auf dem Fußballplatz und den vielen Veranstaltungen und Angeboten der Sportvereine sterben auch Traditionen aus – und Vereine, die uns Miteinander, Teamgeist und Fair Play beibringen. Und mit der ein oder anderen unvergesslichen Party auch zum Dorfleben beitragen.

Erster Meilenstein in 2022 gelegt

Für mich ist glasklar: Für die Zukunft des Sports im Ebsdorfergrund braucht es zwingend einen Kunstrasenplatz. Davon profitieren die Vereine, die Kinder und Jugendlichen und damit die ganze Gemeinschaft. Als ich also von der SPD Ebsdorfgergrund gefragt wurde, ob ich bei der Kommunalwahl 2021 antreten möchte, hatte ich Forderungen. Eine davon war: Meine Fraktion unterstützt den Bau eines Kunstrasenplatzes. Die gleiche Forderung hatte mein heutiger Co-Vorsitzender Hendrik Debelius. Und wir bekamen die Unterstützung – allen voran von unserem damaligen Bürgermeister Andreas Schulz und von unserer Fraktion.

Nach der Kommunalwahl starteten also die ersten Gespräche, wir überzeugten unsere Mitstreiterinnen und Mitstreiter von der Idee . Dann gab es ab Frühjahr 2022 erste Treffen von Bürgermeister Andreas Schulz, Verwaltung und Politik mit den Vereinen zu der Idee: Die Gemeinde Ebsdorfergrund baut den Kunstrasenplatz an der Gesamtschule Ebsdorfer Grund. Der Platz liegt zentral, ist gut mit dem Bus erreichbar, an Radwege angebunden und über die Heskemer Ortsumgehung erreichbar. Keine Verkehrsbelastung für Anwohner – und eine gemeinsame Nutzung mit der GSE. Begeisterung bei Vereinen, bei uns und auch die Zusage vom Landkreis, sich finanziell zu beteiligen. Das sah gut aus!

Patricia Grähling
Vorsitzende SG Ebsdorfergrund
& TSV Ebsdorf 2013

Nach dem Bürgermeisterwechsel im Dezember 2022 ging es dann erstmal nicht weiter mit den gemeinsamen Gesprächen. Das Geld zum Ankauf des gewählten Grundstücks stand im Haushalt bereit. Dann erstmal Pausen, eine Studie, weitere Pausen. Ab Ende 2023 ging es dann erst mit den Gesprächen weiter. Ein weiteres verlorenes Jahr.

Der Bürgermeister bat darum, für den Haushalt 2024 das zur Verfügung stehende Geld für die Planungen von Kita Heskem und Kunstrasen zu trennen und damit zu ermöglichen, für den Kunstrasen einen anderen Standort ins Auge zu fassen. Nicht die optimale Lösung – aber eine Lösung. Hauptsache es kommt Bewegung in die Sache. Also haben wir als SPD und Grüne das Geld aufgesplittet. Und für 2024 wieder 400.000 Euro für den Kunstrasen bereitgestellt. Das haben wir mit unserer Mehrheit durchgesetzt.

„SOKO Kunstrasen“ soll Problem lösen

Der Bürgermeister gründete eine „SOKO Kunstrasen“. Mit dabei: die Fraktionen, die Klima-Kommission, die Sportvereine. Es wurde engagiert diskutiert und geplant. Die Vereine und wir hofften, dass es in 2024 losgehen kann – zumindest mit einem Bauantrag. Aber: leider nicht. Was gelang: die notwendigen Boden- und Naturschutz-Untersuchungen für den neu ausgewählten Standort in Dreihausen am „Werk Zwei“ zu machen. Im September 2024 war klar: Die Ergebnisse passen und erste Kostenschätzungen liegen vor.

Vorfreude. Klare Bekenntnisse zum Kunstrasen. Die Hoffnung, dass der Platz 2025 da ist. Und dann? Der Bürgermeister berichtet, dass zunächst bei der Feuerwehr investiert werden müsse. Frühestens zur Wintersaison 2026/2027 wäre der Platz fertig. Zähneknirschen. 2026 statt 2023. Na gut – die Vereine wollen das Projekt. Sie sind zuversichtlich, dass sie die Zeit überbrücken können, wenn die klare Perspektive da ist.

Dezember 2024: Sitzung der Gemeindevertretung. Ein Feuerwehrfahrzeug ist nicht durch den TÜV gekommen. Der Bürgermeister legt sein Konzept vor: Zwei neue Feuerwehrautos müssen nun für das eine außer Dienst gestellte gekauft werden. Beide ohne Förderung. Beide aufgrund der Kurzfristigkeit deutlich teurer als üblich (die Details sind nochmal eine andere Geschichte). Geld für den Kunstrasen? Das sei die nächsten Jahre erstmal nicht drin.

Pflichtaufgabe oder nicht?!

Ja, die Feuerwehr ist eine sehr wichtige Pflichtaufgabe der Gemeinde. Der Brandschutz muss sichergestellt sein. Die Gemeinde Ebsdorfergrund steht aber im Gegensatz zu vielen anderen Kommunen finanziell sehr gut da, hat jahrzehntelang gut gewirtschaftet. Es muss also beides drin sein: Feuerwehr und eine gute Jugendarbeit.

Die Vereine mit ihrem enormen ehrenamtlichen Engagement nehmen der Gemeinde große Teile dieser Pflichtaufgabe Jugendarbeit aber ab. Würden die Ehrenamtlichen in den vielen Vereinen – Feuerwehr, Sport, Kultur – keine Jugendarbeit machen, dann müsste die Gemeinde hier deutlich mehr machen. Das Engagement ist also schlicht unbezahlbar und unglaublich wertvoll.

Für mich ist klar: Wer mehr als 300 Kinder und Jugendliche ehrenamtlich betreut, muss von der Gemeinde bestmögliche Unterstützung bekommen. Und dazu gehört auch der Kunstrasenplatz – um die notwendigen Trainingsmöglichkeiten zu bieten. Also: beides muss gehen!

Enttäuschung im Ehrenamt

Wie müssen sich ehrenamtlich Engagierte fühlen, die seit 2022 auf ein klares Ziel hinarbeiten und viel Zeit investieren – und denen dann klar wird, dass es auch mindestens 2026 nichts wird? Dass sie wieder vertröstet werden ohne dass es mal klar und ehrlich ausgesprochen wird? Die immer wieder den Versprechungen geglaubt und dadurch wertvolle Zeit verloren haben? So darf Politik nicht sein. So verlieren Menschen das Vertrauen. Das mag ich mit meinem Dickkopf nicht hinnehmen.

Also mussten neue Ideen her! Was wäre, wenn ein Verein den Platz baut? Wieviel günstiger wäre das? Welche Fördermöglichkeiten gäbe es? Und wäre dazu ein Verein bereit? Der ein oder andere Verein hatte sich in den letzten Jahren schon selbst damit beschäftigt, ob er einen Kunstrasen alleine bauen kann. Alle haben die Finger davon gelassen. Alleine? Nicht zu schaffen!

Vor Weihnachten hab ich sehr viel telefoniert, andere – auch aus anderen Fraktionen – haben telefoniert. Mit Stefan Backhaus als Sportkreisvorsitzenden, der auch die SOKO ehrenamtlich begleitet, hatte ich gute Gespräche, mit Vereinsvertretern. Aber auch mit den Stellen bei Kreis und Land, die Fördermittel geben. Rund 30 bis 40 Prozent Förderung wären drin.

Vereine nehmen Kunstrasen selbst in die Hand

Eine neue Idee entstand. Kein Verein traute sich das Projekt alleine zu. Aber was wäre, wenn sie es zusammen angehen? Und was wäre, wenn wir als Politik zusagen, dass die Gemeinde einen Großteil der Kosten als Vereinsförderung tragen soll? 400.000 Euro stehen ja bereits seit 2023 ungenutzt im Haushalt.

Dieser „kleine“ Vorschlag hat einiges ausgelöst. Die Vereine stehen zusammen. Sie wollen es zusammen anpacken. Gerade leisten sie enorme ehrenamtliche Arbeit, um zu rechnen, zu planen, Angebote einzuholen, mit Fördermittelstellen zu sprechen. Sie überlegen, wie sie Sponsoren begeistern können und wieviel Eigenleistung sie einbringen können.

In der Hand der Vereine, die pragmatisch und engagiert arbeiten, nimmt die Idee Gestalt an. Enormer Aufwand für die Vereine! Der wäre geringer, hätte die Gemeinde gebaut. Die Vereine gehen das Risiko trotzdem. Das zeigt, wie ernst und wichtig ihnen der Kunstrasen ist. Und die Arbeit hat für sie gerade erst angefangen. Mit dem Ziel und der Hoffnung, dass es 2026 losgehen kann. Diesmal wirklich!

Und wieder einmal zeigt sich: Die Vereine, das Ehrenamt, sind unbezahlbar. Sie leisten Arbeit, die die Gemeinde nicht leistet oder nicht leisten kann. Dafür können wir als Einwohnerinnen und Einwohner – und auch wir als Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker – nicht genug DANKE sagen.

Aufgewachsen mit Fußball - 2013 den Aufstieg der SG Ebsdorfergrund begleitet

Warten auf Politik und Fördergeld

Nun heißt es für die Vereine warten. Die Politik und die Behörden müssen nun ihre Hausaufgaben machen. Die Gemeindevertretung Ebsdorfergrund hat eine erste Hausaufgabe gemacht und einstimmig mit einem gemeinsamen Antrag beschlossen, dass der Kunstrasen als Vereinsprojekt unterstützt werden soll. Grundsätzlich auch mit einer deutlich erhöhten Förderung – zu bestimmten Bedingungen. Es muss beispielsweise klar geregelt sein, dass alle Jugendmannschaften und der Frauenfußball den Platz kostenlos nutzen können.

Im nächsten Schritt muss die Gemeindevertretung festlegen, wieviel Geld sie den Vereinen für den Kunstrasen fest zusagt. Und dann muss noch gewartet werden auf Förderzusagen vom Landkreis und vom Land Hessen. Parallel heißt es, Sponsoren werben, Spenden sammeln, Planungen vertiefen.

Aber ich bin zuversichtlich, denn es gibt eine große Einigkeit im Hinblick auf dieses Projekt. Und Aufbruchstimmung. Und Motivation. Weil es nun voranzugehen scheint. Aber: es braucht Geduld. Wir planen mit Politik und Vereinen so, dass wir hoffen, für 2026 die Förderzusagen zu bekommen. Also: Daumen drücken!

Schon als kleiner Wonneproppen beim Fußball dabei - hier beim Besuch von Jupp Heynckes in Ebsdorf
Schon als kleiner Wonneproppen beim Fußball dabei – hier beim Besuch von Jupp Heynckes in Ebsdorf

Warum mir der Fußball am Herzen liegt

Ich bin auf dem Fußballplatz aufgewachsen. Ehrlich gesagt: Eine gute Spielerin bin ich nicht, deswegen habe ich es auch nie groß versucht. Meine Stärken liegen woanders. Also eher am Spielfeldrand. Da ist allen mehr mit geholfen. Nein, ich bin auf dem Fußballplatz aufgewachsen als Zuschauerin, als Maskottchen, als Fan.

Aber der Fußball verbindet. Eben auch Fans, Spielerinnen und Spieler, gegnerische Mannschaften. Es geht ums Gewinnen. Aber man lernt verlieren, man lernt Fair Play, man lernt Gemeinschaft, Verantwortung und vieles mehr. Und deswegen ist es so wichtig, dass auch künftige Generationen die Möglichkeit haben, mit Fußball, auf dem Fußballplatz aufzuwachsen.

Ich musste da quasi aufwachsen. Mein Papa war Torwart beim TSV Ebsdorf, später Vorsitzender der SG Ebsdorfergrund. Ich war in den 1980er-Jahren schon dabei, wenn Größen wie Jupp Heynckes in Ebsdorf waren. Ich war als Kleinkind in großen Stadien und liebe auch heute noch die Stimmung – egal ob auf dem „Dorffußballplatz“ oder in der Bundesliga.

Und ich freue mich einfach auf den Zusammenhalt, wenn der Kunstrasen angepackt und umgesetzt wird. Auf die Atmosphäre, die dort bei den Spielen herrschen wird. Auf das Eröffnungsspiel – wenn ein großer Wunsch vieler Fußballfreunde nach vielen Jahren endlich wahr wird. Wenn wir das Projekt schlicht und ergreifend gemeinsam im Fair Play umgesetzt haben. Weil der Fußball uns lehrt, wie es am besten geht: im Team!



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