Dorfliebe: Die Stärke des Ländlichen Raums
Kennt ihr diese seltenen Abende, an denen die Welt besonders still und friedlich wirkt? Die habe ich häufig, wenn ich in der Abendsonne draußen sitze oder nochmal einen Spaziergang durch mein Dorf mache – am liebsten ins Feld, mit Blick auf wunderschöne Sonnenuntergänge. Die sind um diese Jahreszeit oft besonders farbenprächtig. Man trifft die Nachbarn, die vielleicht gerade Feierabend machen oder am Gartenzaun etwas schwätzen. Der hübsche, flauschige Nachbarskater schleicht vorbei. Es ist ruhig, friedlich und idyllisch am Abend. Es ist kein großer Moment, keine Schlagzeile. Aber einer, der zählt. Ein Moment zum Runterkommen. Ein Moment, den ich so nur hier erlebe. Ein Moment der Dorfliebe.
Ein Moment von Nähe, Verlässlichkeit, Ruhe und Leben. Ein Moment vom Land, von Zuhause. Und ich frage mich: Warum reden wir so selten darüber, wie viel Kraft eigentlich in diesen Momenten steckt? Wieviel Kraft wir aus unserem Zuhause ziehen können? Wie schön es hier ist und wie gut wir es eigentlich hier haben? Klar, irgendwas ist immer. Klar, es gibt auch viele Probleme, die ich nicht einfach wegwischen will. Über die wir reden müssen. Aber manchmal tut es auch gut über das zu reden, was gut ist.
Das Dorf trägt – und prägt
Wenn ich abends durch die Stadt laufe, dann kenne ich viele Menschen nicht. Richtige Ruhe, Frieden und Entschleunigung spüre ich mitten in der Stadt auch weniger. Es ist trubelig – und auch diese Energie hat Vorteile. Aber das Dorf ist eben mein Zuhause. Das Miteinander ist anders. ich kenne auch die Menschen in den Nachbardörfern, die am anderen Ende von Ebsdorf. Wenn ich in meiner Jugend etwas angestellt habe – meine Eltern wussten es oftmals schon, bevor ich Zuhause war. Hatte für mich in dem Moment Nachteile. Aber eigentlich stecken darin auch ganz viele Vorteile.
Die Leute achten aufeinander. Und heißt es nicht, es brauche ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen? Es braucht eben die Gemeinschaft. Und es prägt, wenn man so aufwächst, dass die Menschen aufeinander achten. Im Positiven wie im Negativen. Dorfliebe darf auch Nachteile haben.
Und auch die Themen sind teilweise anders als in großen Städten. Während in Städten oft über zu viel Verkehr, Stau und Parkplätze gestritten wird, geht es im Ländlichen Raum oftmals bei der Mobilität deutlich mehr um Geschwindigkeitsbegrenzungen, Schulwegsicherheit und den Ausbau des ÖPNV. In Städten geht es oft um zu hohe Mieten – im Ländlichen Raum um Leerstand, Denkmalschutz und Neubaugebiete. (Wobei nicht zu vergessen ist, dass auch bei uns die Mieten immer höher werden… das ist gerade für junge Familien und Azubis eine Herausforderung!)
„Das Dorf ist keine Problemzone – aber auch nicht nur Idylle. Der Ländliche Raum ist einfach ein besonderer Lebensort mit eigenen Herausforderungen und Vorteilen.“
Aber natürlich gibt es auch Themen, die überall gleich sind. Windräder beispielsweise. Die finden alle erstmal gut – aber nicht vor der eigenen Haustüre. (Aber jetzt mal ohne Augenzwinkern: es gibt wirklich Dinge und Themen und Menschen, die überall gleich sind. Und es gibt keine pauschalen Verallgemeinerungen, die auf jedes Dorf und jede Stadt zutreffen.)

Aber was sind denn so kleine Momente, die ich an meinem Dorf, an meiner Gemeinde, an der Gemeinschaft so schätze? Die Menschen, die eben oft hilfsbereit, engagiert und pragmatisch sind? Und worüber wir viel zu selten sprechen? Denn sie machen unsere Dorfliebe aus.
- Die Pendlerin, die morgens zwei Schulkinder mitnimmt, weil der Bus ausfällt.
- Der Rentner, der im Sommer das Gras einer Gemeindefläche seit Jahren mäht, ohne je etwas dafür zu verlangen.
- Die Landwirte, die mit ihren GrundNahrungsmitteln (Sorry, der Wortwitz musste sein!) die Menschen vor Ort versorgen.
- Die Besitzerin vom Dorfladen, mit der ich beim Einkaufen erstmal über ihren roten Kater quatsche.
- Die Nachbarin, die im Sommerurlaub mal eben meine Tomaten gießt und meine Orchideen in Pflege genommen hat.
- Die vielen Ehrenamtlichen, die sich über die Maßen hinaus für das Dorf und für Kinder und Jugendliche einsetzen, sie trainieren, ihnen Vorbild sind und Werte vermitteln. Oder mit ihnen die Bushaltestelle hübscher gestalten.
Kein Hashtag, oftmals keine Förderung, keine Bühne – aber etwas Echtes. Echte Dorfliebe. Echtes Leben in der Gemeinschaft. Diese leise, aber tragende Kraft wird zu oft unterschätzt, zu selten gesehen.
Zwischen Klischee und Realität und echter Dorfliebe
In vielen öffentlichen Debatten kommt das Land entweder als romantisches Idyll oder als Problemzone vor. „Strukturschwach“, „abgehängt“, „bildungsfern“ – diese Begriffe klingen wie ein Urteil. Und sie stimmen selten.
Denn wer genau hinschaut, sieht:
- Hohe Eigenverantwortung: Vieles wird organisiert, bevor es die Kommune überhaupt bemerkt. Es wird nicht immer erst erwartet, dass die Politik oder die Verwaltung das regeln. Die Menschen haben konkrete Vorschläge und Ideen – und fragen dann mal nach, wenn sie doch noch Unterstützung benötigen.
- Innovationen auf dem Feld: Ob regenerative Energie, solidarische Landwirtschaft, Mundart-Treff oder gemeinsame Mittagstische – Ideen entstehen dort, wo sie gebraucht werden.
- Soziale Dichte statt Anonymität: Die Feuerwehrleute kennen ihre Nachbarn und wissen mitunter im Ernstfall direkt, ob ein Nachbar besondere Hilfe benötigt; und Eltern bekommen es im Zweifel irgendwann mit, wenn der Nachwuchs echten Blödsinn macht.
Klar, das Land hat Herausforderungen. Aber es hat eben auch Besonderheiten, schöne Momente. Und Potenzial. Das wird nur in Diskussionen auf höheren Ebenen zu oft vergessen. Und manchmal vergessen wir vielleicht auch selbst unsere Dorfliebe. Dabei hat es doch einen Grund, dass wir hier leben und nicht in der Stadt, oder?

Politik auf Augenhöhe – nicht von oben herab
Was das Land braucht, ist keine Stigmatisierung und den ewigen Blick auf die Probleme – sondern Mitgestaltung. Etwas mehr Dorfliebe. Es braucht:
- Förderprogramme, die verständlich und erreichbar sind – nicht nur für Großstädte mit breiter aufgestelltem Personal.
- Entscheidungsräume vor Ort, in denen Menschen nicht nur gefragt, sondern ernst genommen werden.
- Politik, die zuhört – und der man es deutlich sagen kann, wenn sie mal nicht gut genug hin hört.
Ich erlebe in meinem politischen Alltag, wie viel Kompetenz es vor Ort gibt. Aber auch, wie oft sie übersehen oder übergangen wird. Wir müssen nicht alles auf dem Land umsetzen, was es in der Stadt gibt. Es wird vermutlich niemals in allen kleinen Ortsteilen die gleichen ÖPNV-Angebote geben können, wie in der großen Stadt. Aber was eben überall gebraucht wird: Gute Schulen und Kitas, ein zumindest ordentlicher ÖPNV, Mobilfunk, schnelles Internet, gute Straßen. Aber: Das Land muss hierbei in seinen eigenen Bedürfnissen gesehen und gefördert werden.
Wir haben das mit der SPD Ebsdorfergrund im Blick. Und deshalb haben wir die Expertinnen und Experten für ein gutes Leben auf dem Dorf und deren Dorfliebe auch direkt einbezogen. Viele von ihnen haben sich an unserem Wahlprogramm für die Kommunalwahl 2026 beteiligt. Sie haben ihre Sicht auf die Dinge eingebracht und damit ein gemeinsames Wahlprogramm von Menschen aus dem Ebsdorfergrund für Menschen aus dem Ebsdorfergrund erstellt. Eine tolle Zusammenarbeit mit Profis aus Feuerwehr, Landwirtschaft, Vereinen, Wirtschaft, Bauwesen, Schule, Kita und vielen anderen Bereichen. Menschen, die ihr Zuhause und ihre Dorfgemeinschaft ebenso sehr lieben – und mitdenken, wie man das Zusammenleben hier noch besser gestalten kann.
Kleiner Werbeblock: Wenn ihr mehr zum Wahlprogramm der SPD Ebsdorfergrund wissen möchtet – kommt vorbei am Samstag, 22. November, um 14 Uhr im Bürgerzentrum Dreihausen. Dort lernt ihr unsere Kandidatinnen und Kandidaten für die Kommunalwahl kennen und auch die Themen, für die wir stehen.
Herzlich Willkommen!
Landleben ist Zukunft – wenn man es lässt
Das Dorf ist kein Sehnsuchtsort vergangener Zeiten. Es ist ein realer Lebensort – für viele Menschen, mit echten Chancen. Es kann Zusammenhalt, Wandel, Wärme. Es kann Gemeinschaft, Klima, Kreativität. Dorfliebe ist nicht nur ein romantischer Begriff. Er bezeichnet etwas. Wir sollten das Ländliche nicht kleinreden. Wir sollten stolz sagen, dass wir Dorfkinder sind – egal ob dort geboren oder dort bewusst hingezogen. Wir sollten viel stärker das Ländliche groß denken – von innen heraus. Wir sollten unsere Dorfliebe mehr zeigen. Manchmal muss ich mich selbst daran erinnern wie gut ich es habe, was ich alles habe. Manchmal wird das Alltägliche selbstverständlich, auch wenn es besonders ist.
Wieviele tun das schon? Sie lieben ihr Dorf. Sie leben die Dorfliebe. Sie gestalten ihr Dorf. Sie machen es zu dem, was es ist. Land.Leben. Davon brauchen wir mehr. Also lasst es uns gemeinsam anpacken. Und dabei immer mit Stolz von unserer wunderschönen Sonnenscheingemeinde sprechen. Die alles andere ist als „strukturschwach“ oder „abgehängt“. Weil hier seit Jahrzehnten viele Menschen hart dafür gearbeitet haben. Weil ihr für euer Dorf, für eure Gemeinde da seid. Weil ihr sie prägt und ausmacht.


