Digitale Kommune: Wie wird der Ebsdorfergrund zukunftsfähig?
Neulich sagte mir jemand bei einem Gespräch beim Einkaufen: „Digitalisierung soll uns helfen? Es dauert ja schon ewig, bis man überhaupt mal eine E-Mail vom Amt bekommt.“ Ich erzähle von meinem Urlaub in Kenia: Internet auf dem Meer und auf Safari, eine digitale Plattform, auf der Bürger und Urlauber alle Behördengänge erledigen können. Wir lachten beide – ein bisschen aus Frust, ein bisschen aus Hoffnung. Denn wir wissen beide: Auch auf dem Land brauchen wir digitale Lösungen; nicht als Ersatz für persönliche Nähe – sondern als Werkzeug für mehr Lebensqualität.
Ich glaube fest daran: Die Behörden können digital. Auch der ländliche Raum kann digital. Unser Ebsdorfergrund sollte dabei keine Ausnahme sein.
Zwischen Papierstapeln und Potenzial: Wo stehen wir?
Wer hier lebt, kennt es: Für einen neuen Personalausweis braucht man manchmal mehr Geduld als für einen Hausbau. Warteschlangen auf dem Amt, lange Antragszeiten, persönliche Vorsprache, Fotos, Fingerabdruck…

Aber es bewegt sich etwas und es gibt schon Möglichkeiten: Viele Kommunen haben bereits digitale Ratsinformationssysteme. Das ist nicht nur für die Mitglieder der kommunalen Gremien eine Arbeitserleichterung. Es spart auch bares Geld, weil keine Päckchen mit Unterlagen durch die Gegend gefahren werden müssen. Und vor allem können auch die Bürgerinnen und Bürger die Sitzungsunterlagen einsehen und bekommen so mit, über was überhaupt diskutiert und abgestimmt wird.
Mittlerweile haben wir Ladestationen für E-Autos, erste Online-Dienstleistungen, manchmal auch WLAN. Es sind kleine Schritte – doch sie zeigen: Wenn wir wollen, geht mehr. Das zeigt auch der Blick in Nachbarkommunen.
Warum Digitalisierung gerade auf dem Dorf wichtig ist
Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Es geht nicht um mehr Technik – es geht um mehr Teilhabe:
- für Familien, die ihre Zeit besser zwischen Beruf und Alltag organisieren wollen.
- für Ältere, die Arzttermine oder Verwaltungsanliegen bequem von zu Hause regeln könnten.
- für Selbstständige und Kreative, die auf gute Netze und moderne Verwaltungsprozesse angewiesen sind.
- für Vereine, die Veranstaltungen online besser bewerben und organisieren möchten und ihre Anträge direkt digital stellen könnten.
Und ganz ehrlich: Wer einmal erlebt hat, wie einfach ein digitaler Behördengang sein kann, will nicht unbedingt zurück in die Zeit der Briefumschläge und Wartezeiten.
Wo müssen wir hin?
Was kann Verwaltung auf dem Land machen, um mehr Service und Bürgernähe zu zeigen – bei zugleich immer weniger Personal und mehr Aufgaben? Da gibt es eine Menge Ideen, die deutschlandweit schon von Ämtern ausprobiert werden. Hier sind einige Beispiele, die es wert sind, sie mal genauer anzuschauen:
- Digitale Sprechstunden der Verwaltung via Videokonferenz oder Telefon, gerade für Berufstätige.
- weitere WLAN-Hotspots an zentralen Plätzen in allen Ortsteilen.
- Digital-Lotsen in jedem Dorf: Ehrenamtliche, die älteren Menschen beim Umgang mit Technik helfen.
- Online-Plattformen für Vereine zur Vernetzung, Terminplanung und Mitgliedergewinnung.
- Ein digitales Ratsinformationssystem – als Archiv, Arbeitserleichterung und für mehr Transparenz.
Diese Ideen sind keine Utopie. Denn andere Kommunen machen es bereits vor – mit wenig Budget aber Engagement.
Gute Beispiele gibt es – wir müssen uns nur inspirieren lassen
In unserer direkten Nachbarschaft gibt es viele gute Beispiele für digitale Services – etwa für die Beantragung von Geburtsurkunden oder für eigene, übersichtliche Apps, die Veranstaltungskalender und Müllabfuhrtermine bündeln aber auch direkte Kontakte zu verschiedenen Ansprechpartnern und Vereinen und allem, was für das Dorfleben so wichtig ist. Die Gemeinde Weimar (Lahn) etwa hat ihren Haushalt übersichtlich auf der Internetseite. So verstehen alle, wo das Geld herkommt und wofür es ausgegeben wird. Und nebenbei: Hier gibt es bereits ein übersichtliches Online-Rathaus.
Man muss das Rad nicht immer neu erfinden, wenn andere bereits gute Projekte machen.
Zukunft beginnt mit Haltung
Digitalisierung ist dabei keine Technikfrage. Sie ist eine Frage von Haltung. Von Mut, Dinge anders zu denken. Eine Frage des Willens, anders zu arbeiten und Prozesse zu überdenken. Von Vertrauen in die Menschen vor Ort. Und von der Bereitschaft, Neues zuzulassen, ohne das Alte zu verlieren.
Ich wünsche mir, dass wir hier mehr gemeinsam ausprobieren, sprechen, diskutieren und gemeinsam vorangehen. Wir müssen digitale Wege schaffen – um das Personal zu entlasten und mehr Zeit für echte Begegnung zu ermöglichen. Klingt paradox? Ist es keineswegs. Wer weniger Zeit für Dinge benötigt, die sich durch Digitalisierung vereinfachen lassen hat mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge.
Was denkst du?
Hast du Ideen, wie Digitalisierung bei uns konkret aussehen könnte? Gibt es gute oder schlechte Erfahrungen, die du teilen möchtest? Ich freue mich auf deine Kommentare – hier oder bei der nächsten Begegnung im Dorf.
Denn um die Zukunft zu gestalten und unsere Gemeinde immer wieder zu einer Gemeinde zu machen, in der wir alle Leben, braucht es vor allem den Dialog und das Miteinander.



